Wolfgang End Home |
Geschichten: James Blackforest![]() James ist wieder zu Hause in Käfersberg. „Der „End“ ist ja ein ganz Wilder“, berichtet James Claudia, die mit ihm auf dem Sofa im Wohnzimmer liegt und deren Füße, wie in den amerikanischen Filme aus den sechziger Jahren, gekreuzt über den Tisch liegen: „...Der kauft sich Gummibärchen und gestaltet in Puchheim eine ganze Garagenwand damit! Sein Malerfreund Glenn Rossiter hat mit Lackfarben am Wochenende ein Garagentor gestaltet. Er ist der „Speedy Gonzales“ unter den Garagentormalern in Pucheim. Innerhalb von nur zwei Tagen malte der ein geniales Garagentorbild. Er brauchte nur ein paar Stunden!“ Dann unterhält man
sich über den Braunbären Bruno. „Weißt Du,
James“, fährt Claudia fort, „ist das nicht komisch
und merkwürdig? Urlauber sehen den Bären und die Bärenjäger
suchen dort, wo er gerade war – über drei Wochen lang!
Dann kommt ein Jäger und schießt ihn einfach ab. Dies ist
wirklich zum Lachen, wenn es nicht so ernst wäre! Ich glaube,
irgend jemand möchte uns da einen Bären aufbinden und ich
möchte nicht wissen, was der Jäger dafür bezahlt hat!“ Claudia und James packen die Badesachen zusammen. Über die Zehntfreistraße fahren sie nach Offenburg an den Stadtbuckel. Dort finden sie bei der ehemaligen Reichskanzlei einen Parkplatz .Das Straßenpflaster scheint unter der heißen Sonne zu flimmern. Gegenüber, dort wo ein Reststück Gleis vom „Entenköpfer“ (Schmalspurbahn) als Denkmahl in der Straße eingelassen ist, ist eine Eisdiele. Claudia und James machen große Augen als sie Angela, Claudias Tochter und Robert bereits dort an einem Tisch sitzen sehen.. Man begrüßt sich und tauscht Neuigkeiten aus. James und Claudia nehmen am gleichen Tisch platz. Man hat von hier aus einen schönen Überblick über den Stadtbuckel. Angela und Robert haben zwar die Eiskarte schon studiert, aber noch nicht bestellt. James und Claudia prüfen die abgebildeten Eisvariationen in der Eiskarte. Die Bedienung nimmt die Bestellung entgegen. James berichtet Robert und Claudia von der „Zieboldischen Mühle“ die zum Jugendzentrum wurde und dann trotz großer Proteste der Bevölkerung in den siebziger Jahren abgerissen wurde. Die Bedienung bringt die bestellten Eiskreationen. James hat ein Spaghetti-Eis, Claudia den Schwarzwald-Becher, Angela einen Bananensplit und Robert den Becher nach „Art des Hauses“. Der lange Winter ist längst vergessen. Die Sonne brennt und manche Leute haben nichts anderes zu tun, als sich über die Sonne zu beschweren. „Wenn ich einen Sonnenbrand habe und kräftig schwitze und vor lauter Hitze nichts mehr machen möchte, als in einen kühlen See zu springen, dann ist das für mich Sommer“, kommentiert James. Das kühlende Eis ist gegessen. Man zahlt. Gemeinsam fahren sie nun, die Familie James Blackforest, wenn man es so nennen darf, an den Schutterwälder Baggersee. In der Seestraße findet man einen Parkplatz. Zu Fuß geht es weiter an den Waldrand, wo man noch einen schönen Platz zwischen weiteren Badegästen findet. Überall liegen Körper – manche haben nur eine Badehose an, andere tragen Bikinis oder nur einen gewöhnlichen Badeanzug. Es gibt schlanke Körper, rundliche, dickbäuchige, kleine und große. Manche haben einen Sonnenbrand und wiederum andere weiße Stellen von einem Körpergewand. Der eine hat einen Hut auf und andere liegen unter einem Sonnenschirm. Der Montag ist nun mal, wie es so im Leben kommen kann, regnerisch. Frühmorgens steigt James in sein Auto und fährt über den Käfersberger Weg nach Offenburg in die Heinrich-Herz-Straße zur Firma Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden. Am Parkplatz sammelt er zunächst das Papier und die dürren Äste ein. Nun steht er vor dem Haupteingang. „Mich laust doch der Affe“, flucht James. Die Blüten der Pflanzen sind weggefressen und überall über den Pflanzen verteilt liegen rote Nacktschnecken wie auf einem Sofa und fressen genüsslich an den Pflanzen. Dazu fehlt nur noch ein prämierter Riesling vom Schloss. Frau Verena Wackelpudding kommt aus der Tür, um eine zu rauchen. „Du machst aber
ein Gesicht, James, wie ein bayerischer Leberkäs! Was ist denn
los?“, so Verena. Verenas Augen folgen
James Blick und sehen, was die Schnecken angerichtet haben. Aus dem Kuckucksuhren-Warenversand holt James eine Klarsichtshülle. Mit einer Tortenzange hebt er nun die Nacktschnecken vorsichtig in die Klarsichthülle. Nachdem die letze eingesackt war, geht er eilig in den Kuckucksuhren-Warenversand und schweißt dort die Klarsichtshülle zu. Verena Wackelpudding traut ihren Augen nicht, als James die eingeschweißten Schnecken mit dem ausgestrecktem Arm präsentiert. „Was machst Du
mit den armen Tieren, James, die ersticken doch“, schimpf
Verena. Verachtend reißt Verena die eingeschweißten Schnecken aus James Hand. Vorsichtig mit einer Nadel durchbohrt Verena die Hülle. Maya Rumberg, die neue Kollegin, hatte sich vor Ekel die ganze Zeit hinter einem Schreibtisch versteckt. Nun kreischt sie: „Verena, raus mit den Schnecken, Pfui Teufel, igitt-igitt!“ Nun kam Leben in die Bude! Am Abend ist James wieder zu Hause in Käfersberg. Er liegt im Wohnzimmer auf dem Sofa. Draußen ist es noch hell, aber der Mond ist schon da und die Nacht bricht auch schon langsam herein. Dem James fallen die Augen zu. Weißer Nebel zieht auf. James kennt das von irgendwo her. Er hört eine weibliche Stimme, er schlägt die Augen auf. Der Wohnzimmerteppich, die Möbeln und die Wände sind mit einem weiß-silbrigen Schleim überzogen. Vor ihm steht eine riesige Schnecke im graubraunen Kleid. „Hallo Arion!“ begrüßt James Arion Ater, die Königin/König aller Schnecken nördlich der Alpen. Schnecken sind ja zweigeschlechtlich! Siehe dazu auch die Geschichte Nr. 3: „Das Schneckenballett“. Sie setzt sich neben James auf das Sofa und umarmt James und gibt ihm einen Kuss auf den Mund. „Vielen Dank
James, dass du meine Untertanen nicht getötet hast.“,
flüstert Arion. Arion umarmt James
wieder und gibt ihm einen weiteren Kuss auf den Mund. Es riecht
leicht nach Vanille. James macht die Augen wirklich auf. Claudia hält
James umarmt. James ist ein wenig irritiert. War es Claudia, die
gerade eben den Kuss gab oder war es Arion, die sich verabschiedete,
weil sie zum Zahnarzt musste? Die nächste James
Blackforest Geschichte: 04.08.2006 |
|
end@end-art.com |
© 2005 - 2007 by Wolfgang End
![]() |