7. Claudia und James sind ein Paar -
Der Panoramaweg durch die Weinberge von Ortenberg
Die Sonne wirft herbstliche Morgenstrahlen durch das Fenster auf
den Wohnzimmerschrank. Der Kuckuck öffnet sein Fenster. Begleitet
durch einen Gong ruft er zehn mal hintereinander Kuckuck.
Claudia und James liegen umarmt auf dem Sofa. Sie sind nun ein Paar.
Glücklich, und ein großes Vertrauen auf die Zukunft zeichnet
beide aus. Doch es sind schwarze Wolken am Himmel. Claudia hat noch
einen Mann, der Alkoholiker ist und eine Tochter, die von dem Verhältnis
der Mutter nicht viel weiß. Wie werden sie sich verhalten?
Claudia und James wachen auf. "Oh, es ist schon Zehni (10.00
Uhr)", so Claudia. Beide stehen auf und strecken sich. Claudia
geht als erstes zum Telefon und spricht mit ihrer Tochter Angela.
Angela feierte zu Hause mit Freunden und war froh, dass die Mama
nicht zu Hause war. Beide tauschen Neuigkeiten aus. Angela gibt
ihrer Mutter den heutigen Tag noch frei. Ich denke, dass Angela
gute Gründe dafür hat, aber Claudia als Mutter sieht die
Sache doch etwas anders. Was wird wohl Angela so den ganzen Tag
wohl machen? Sie ist zwar schon achtzehn, also volljährig,
kann man sie wirklich zwei Tagen ohne Aufsicht lassen? Claudia fühlt
sich bei diesen Gedanken nicht sehr wohl.
Beide gehen nach oben in das große Badezimmer. James hat
eine zweite Zahnbürste. Für einen Männerhaushalt
ist das enorm! Überhaupt hat James ein gepflegtes und aufgeräumtes
Bad. Am Fenster ist die Badewanne. Links davor befinden sich zwei
Waschbecken. Links neben der Eingangstüre, vor dem Waschbecken,
ist die Dusche. Auf der anderen Seite ist das Klo.
Claudia und James ziehen sich aus. Zum ersten mal sehen sie sich
nackt. Für Claudias Alter macht sie noch eine recht gute Figur.
Leichte üppige Hängebrüste, darunter einen süßen
Bauchnabel, weiter unten das Dreieck und ihr Po ist nicht ganz ohne.
Und Beine hat sie! James hat einen Bauch, sein Dingsbums findet
Claudia süß, sein Po ist knackig und sein Oberkörper
ist ein bisschen muskulös. Auf dem Kopf hat er eine leichte
Glatze.
Beide putzen am Waschbecken die Zähne. Claudia duscht sich
in der Badewanne, während James unter die Dusche geht. Nun
trocknen sie sich gegenseitig ab und bald liegen sie sich gegenseitig
in den Armen, die Lippen berühren sich. Gehen wir frühstücken,
zwitschert Claudia. James hätte doch gerne was anderes gemacht.
Gehen wir halt frühstücken, denkt er. Beide ziehen sich
an.
Während James das Kaffeewasser aufstellt, deckt Claudia den
Tisch. James stellt die Pfanne auf den Elektroherd, schmilzt Butter
darin. In die eine Hälfte legt er den Speck, in die andere
die aufgeschlagenen Eier. Das Wasser kocht. Claudia brüht den
Kaffee an. Nun sitzen beide beim Frühstück, mit den Wecken
(Semmeln für die Bayern) von der 'Christa'.
Die Sonne meint es doch gut für die beiden. Es hat über
zwanzig Grad Wärme. Das Licht ist sehr mild."Gehen wir
ein bisschen durch den Rebberg?, so James.
"Gerne", erwidert Claudia, "aber, so gegen vieri
(16.00 Uhr) möchte ich bei meiner Tochter sein."
Claudia und James gehen auf dem Weg zum Berg hoch. "Schau,
das sind meine Reben. Die Trauben sind reif. Nächste Woche
werde ich ernten. Hilfst Du mir, Claudia?, erkundigt sich
James.
"Aber ja, am Wochenende habe ich Zeit", gibt Claudia zur
Antwort.
Zuckersüße blaue engbeerige Weintrauben hängen
an den Spätburgunder-Rebstöcken. Das Gras ist noch grün.
Hand in Hand geht es weiter. Unter ihnen liegen die Häuser
von Käfersberg. Hinter dem Friedhof biegen sie in die Steingrube
ab, vorbei am Ex-St.Andreas-Weingut, heute Weinbauversuchsgut Schloss
Ortenberg, das jetzt weltbeste Weine produziert. Weiter geht es
auf dem Panoramaweg, über den Bachgraben, in den dunklen Wald,
vorbei an dem Steinbruch, wo früher der Ortenberger Gesangsverein
seine Waldfeste feierte. Eigentlich schade, dass diese nicht mehr
stattfinden. Irgendwo war es hier doch sehr sehr gemütlich.
Nur spärlich flimmert das Licht durch das Laub der Bäume.
Es ist, als ob die Natur Bilder von Claude Oscar Monet, auf die
Erde gemalt hätte. Nun geht es auf dem Panoramaweg aus dem
dunklen Wald hinaus, durch den Rebberg bis zu dem Kreuz, wo eine
Bank steht. Wie ein exakt gebautes Modelleisenbahn-Diarama liegen
die Häuser von Ortenberg unterhalb des Berges. Von da aus sieht
man wunderbar die Bühlwegkirche mit dem Friedhof, auch Offenburg
mit den Türmen und Häuser. Weit dahinter am Horizont,
wie mit Kohle gezeichnet, das Straßbourger Münster. Direkt
unter ihnen ist die Obere Matt, dominierend der Kindergarten. In
den fünfziger Jahren wurde der Maler Wolfgang End, von seiner
Mutter in den Kindergarten geschickt. Damals wurde der Kindergarten
von drei katholischen Ordensschwestern betreut. Der kleine Wolfgang
mochte diese sehr gerne, nicht weil sie ab und zu Kekse für
ihn übrig hatten, sondern weil sie mit der Schere kleine Männchen
aus dem Papier schnitten. Sein Weg vom Elternhaus am Schlossberg
zum Kindergarten führte am heutigen Bauhof der Gemeinde vorbei,
das Gebäude kann man von dieser Bank aus wunderbar sehen, das
dort eigentlich zur Mutprobe wurde. Der Bauhof war früher ein
Stierstall. Vor dem Gebäude roch es noch schlimmer als im Wildkatzenhaus
in Hellabrunn (Zoo in München). Mit den Fingern drückte
er die Nase zu, hielt die Luft an und versuchte ohne Luft zu holen,
durch die Gasse an dem Stierstall vorbei zu kommen. Es war fürchterlich,
weil es ohne Luft zu holen, nicht klappte. Zur Belohnung gab es
dann manchmal, bei der Bäckerei um die Ecke, eine Brätschel
(Brezen für die Bayern) oder ein vom Bäcker gemachtes
Eis.
"Hallo James!" Der Wassermeister aus Ortenberg stand
plötzlich vor den beiden.
"Des isch Claudia, mini Freindin (Das ist Claudia, meine Freundin),
erklärte James.
"Hi Claudia, ich bin der Wassermeischter, do unte isch mi Hus
(...da unten ist mein Haus), Fred deutete mit dem linken Arm auf
ein Winzerhaus am Eingang des Freundentals, unweit vom Bauhof. Der
Wassermeister wollte die beiden auf eine Weinprobe mitnehmen, aber
Claudia machte sich Sorgen wegen ihrer Tochter. Dass die Tochter
manchmal über die Nacht weg blieb, daran hat sie sich schon
lange gewöhnt. Aber, dass die Mutter eine Nacht und den folgenden
Tag nicht zu Hause ist, das ist eine neue ungewohnte Situation.
Der Wassermeister kommt aber zur James Weinlese. Zusammen gehen
die drei nun den Panoramaweg weiter Richtung Freudental. Man berichtet
ihm von der letzten Nacht in Gengenbach und das Grasbahnrennen in
Berghaupten. Da hat man bei ihm eh das Thema getroffen, weil der
Wassermeister in seinen frühen Jahren mal Grasbahn gefahren
ist. Unten im Freudental trennten sich dann die Wege. Claudia und
James gehen den Panoramaweg weiter, vorbei an der Waldgasse Richtung
Schloss. Man hat wieder einen weiten Blick über Ortenberg,
Kinzig, Elgersweier und Offenburg. Die Vogesen zeigen sich jetzt
am Horizont. Am Rhein, vor Straßburg sieht man hohe Kamine.
Vor ihnen liegt nun das Ortenberger Schloss.
James zeigt Claudia die Stelle, wo der Maler Wolfgang End zum ersten
Mal rauchte!
"Do unte het der End emol g`wohnt. Un dert het er sin erschter
Stumbe g`raucht!"(Da unten hat der End einmal gewohnt. Und
dort hat er seine erste Zigarre geraucht), schilderte James. Der
End war gerade acht Jahre, als sein Vater am Schlafzimmer-Fenster
eine Zigarette rauchte. Der kleine Wolfgang wollte auch eine rauchen.
Der Vater wollte ihm keine Zigarette geben. Auf das "Warum"
bekam er die Antwort: Weil Kinder in die Hose machen!
Wer den Künstler Wolfgang End kennt, der weiß, dass
der nichts glaubt, bevor er es nicht erfahren und gesehen hat. Ein
Onkel aus dem Rheinland, der gerade zu Besuch war, half ihm zur
Wahrheitsfindung und Erleuchtung! Wolfgang half ihm die Koffer zum
Bahnhof tragen. Dafür bekam er ein stattliches Trinkgeld. Von
dem Geld kaufte er sich dann verschiedene Sorten an Zigarren, Zigaretten
und Streichhölzer. Wissenschaftler von Stiftungen und Warentestinstituten
hätten vom kleinen Wolfgang lernen können, wie man sachlich
und ohne Einfluss Dritter, eine Studie vorbereitet und zum Erfolg
bringt! Mit seinem besten Freund, dem Heiner, und seinem Hund, ging
er in den Rebberg. Der alte Burgweg wurde zum Testplatz. Die Zigarrenmarke,
die der Vater Franz End am Sonntag rauchte, wurde zum ersten Testobjekt.
Man zündete die Zigarre an,
nahm einen Zug Rauch in den Mund und blies denselben wieder in die
Zigarre zurück. So dass am Zigarrenende Rauch heraus kam. Und
das wurde dann unter Beobachtung des Darmausganges wiederholt, wiederholt
und wiederholt. Die Luft wurde silbrig und kleine Sternchen schwebten
um den kleinen Lockenkopf, heute hat der eine Glatze. Aber, der
Schließmuskel am Gesäß wurde nicht beeinflusst,
d.h. die Hose bekam durch den Rauch keinen Nachteil. Wolfgang bot
auch dem Hund eine Zigarre an, der zwar kurz schnupperte, aber dankend
ablehnte, indem er den Kopf zur Seite drehte.
Das nächtste Testobjekt Numero zwei war die Zigarrenmarke
vom Nachbarn Alfons Danner, ein Zehner-Stumpen. Der Geschmack war
bitter und widerlich, aber das Resultat war gleich, der Schließmuskel
zeigte keine Reaktion! So ging es dann mit den damals bekannten
Zigaretten-Marken weiter, geordnet nach den erwachsenen Autoritäten,
wie der Vater Franz End, Elektromeister Mock-Mock, der die Marke
rauchte, beidem in der Werbung ein Männchen aus Wut in die
Luft flog und anschließend durch das Rauchen dieser Zigarette
wieder fröhlich wurde. Nun folgte noch eine Marke, die die
weite Welt repräsentierte und das durch eine Flugzeugtreppe,
Flugzeug und Blasmusik unterstrich, und zum Schluss eine Marke aus
Lahr, der nachgesagt wurde, wer diese raucht, frisst auch kleine
Kinder! Bleiben wir sachlich und bei messbaren Ergebnissen. Es stimmt,
bei dieser Studie wurde es bewiesen, dass zwei rauchenden Kinder
nicht in die Hose machten und dass Heiners Hund nicht raucht!
Da es aber noch weitere Fragen gab und um weitere Ergebnisse zu
erhalten, wurden diese Studien in privaten Weinkellern fortgesetzt.
Damit der Keller wieder nach Wein roch, wurde etwas Wein aus dem
Holzfass auf den gestampften Lehmboden abgelassen.
Claudia und James gehen in den Kammweg, der zum Ortenberger Schloss
führt. Auf der linken Seite grüßt ein über
4000 Jahre alter Hinkelstein. Vermutlich ist das der Stein zu Ortenberg,
auf den früher die Ortenauer ihren Eid ablegen durften. (siehe
Link )
. Im Volksmund Gluggelistein und Bibelistein genannt. Der
Vater von dem damals kleinen Wolfgang erzählte:"Wenn du
do din Kopf anschlägscht, schisch klini Gluggeli (Wenn Du dort
dein Kopf anschlägst, siehst Du kleine Kücken). Do her
kummt d Namme"(daher kommt der Name).
Dort liegt vermutlich der Grundstein des Dickschädels von dem
Maler Wolfgang End: Glaube keiner Autorität. Für Dich
ist nur war, was Du siehst. Damit hatte der kleine Wolfgang mit
manchem Lehrer und Pädagogen ein Problem.
Am Malerturm geht es nun innen die Treppen hoch zum Vorhof. Und
noch eine Treppe zum Burghof. Claudia und James sind außer
Atem und recht froh, als sie ganz oben auf dem Schimmelturm, dem
Bergfried, stehen. (siehe
Link)
"James, schau, dort drüben ist der le Mon Ste Odile",
zwitschert Claudia und streckt den Arm Richtung Vogesen.
"Ja der Odilienberg, mit der über zehn Kilometer langen
Heidemauer", antwortete der James. (siehe
Link)
.
Claudias Arme umgreifen James Körper. James Hände ruhen
nicht weit vom Ansatz Caudias Wirbelsäule. Die Lippen berühren
sich wieder. Es weht ein leichter Wind. Wie ein Ton aus einer Orgel
singen die stämmigen Esskastanienbäume. Man hat das Gefühl,
als ob die Zeit auf einer Bank sitzt und sich ausruht. Nun gehen
beide wieder die Wendeltreppe hinunter. Bald sind sie im Malerturm.
Claudia hat Hunger. Gemeinsam gehen sie den Burgweg, der als Serpentine
am Schlossberg sich hinab schlängelt, hinunter, bis zur Hauptstraße.
Sie gehen links um die Ecke in das Gasthaus. Nicht weit vom Stammtisch
finden sie einen freien Tisch. Claudia bestellt sich ein viertel
Ortenberger Klingelberger (Riesling) und einen Straßburger
Wurstsalat. James einen Spätburgunder Weißherbst, Wiener
Schnitzel mit Soße und Pommes.
Nebenan am Stammtisch geht es sehr laut zu.
Es geht um den Satz des Pythagoras. Der Friseur behauptet, a2
= b2 = c2. Der Malermeister sagt, a2
+ b2 = c2. Der Odelausfahrer meint, mir egal,
Hauptsache das Bier schmeckt. Die Bedienung, c2 = a2
+ b2, während sie das bestellte Essen an den
Tisch von Claudia und James bringt. Claudia und James fühlen
sich sehr unterhalten. a und b sind Katheten ruft der Maurer, und
ich habe ein Katheder am Bein so der Backerwarenausfahrer. Und c ist
die Hypotenuse, legt der Braumeister ein, und liegt gegenüber
vom 90Grad Winkel. a2 = b2 + c2,
behauptet der Taxifahrer und klopft mit der Faust auf den Tisch. Ein
Lehrer der Grundschule setzt sich jetzt an den Stammtisch. Nun reden
sie über Fußball, über das vergangene Heimspiel der
C-Jugend. Das Spiel der Alten Herren fiel wegen Wadenkrämpfe
ins Wasser. Der Angelsportverein soll heimlich Bayerische Rautenfische
im Baggersee eingesetzt haben, obwohl die Landesregierung vor dem
Verzehr des Fisches warnt. Gerade wenn die Regierung warnt, dann muss
der Fisch besonders gut sein, so ein Vorstandsmitglied, der namentlich
nicht genannt werden will. Da steckt mal wieder eine Lobby dahinter.