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Geschichten: James Blackforest![]() James Blackforest liegt mit offenen Augen im Bett. Es ist Vollmond und James kann es fast nicht glauben, dass es im Janaur noch so warm sein kann. 22. Grad Celcius soll man gestern nachmittag gemessen haben. Claudia ist bereits eingeschlafen. "Was sie wohl jetzt träumt?", denkt James. Noch vor einer Stunde massierte er Claudias Rücken. Das mag sie sehr! James macht das auch sehr gern, da kann er so richtig hinlangen. Denn Claudia ist über den Winter doch fülliger geworden. James schließt jetzt die Augen,
in der Hoffnung, dass sein Körper endlich schläft. Nun hört
er laute Disco-Musik. Es riecht nach Zigarretten-Qualm, es ist dunkel
und muffig. Seine Ellenbogen stützen den Kopf an einer Bar. Sein
Hintern macht sich über einen Barhocker breit. Vor ihm steht ein
Glas Pils. An der Decke hängen Fischnetze und Fluter (Lampen)
geben dem Raum ein rotes düsteres Licht. Eine dicklich bummelige
Frau mittleren Alters schleicht sich an James heran. Den linken Arm
legt sie um James Schulter und gibt ihm einen Kuss auf die Backe. Um 7.00 Uhr gackert das Huhn. Die es noch nicht wissen: James hat als Wecker ein Huhn, das gackert und das man auch durch die Gegend schmeißen kann. Claudia und James frühstücken rasch. Beide möchten in der Wohnanlage in der Hildastraße nach dem Rechten schauen. Sie steigen in das Auto und fahren über die Zehntfreistraße nach Offenburg. Es ist noch dunkel und Nebel liegt auf den Feldern links und rechts der schmalen Straße. Das Handy klingelt. Es ist die Geschäftsführerin der Kuckucksuhren-Vertriebsgesellschaft Mittelbaden Frau Edith Blinzeltreu. Sie bittet ihn, doch gleich in die Heinrich-Hertz-Straße zu kommen und nach der Damen-Toilette zu schauen. Denn da wäre etwas verstopft. Über die Ortenberger Straße fährt James in die Grabenallee, am Gefängnis vorbei und einer KFZ-Werkstatt, wo man sein Auto zur End-Reparatur bringen kann. Vor der Ampel am Stadtbuckel ordnet James sich links ein. Die Ampel hat grün. James biegt nach links ab und fährt über den Mühlbach Richtung Kinzigbrücke. Auf dem Parkplatz der Kuckucksuhren-Vertriebsgesellschaft Mittelbaden stellt James sein Auto ab. Frau Blinzeltreu, die Geschäftsführerin der Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden, begrüßt Claudia und James aus ihrem Büro heraus. James betritt das Damenklo. Gleich links nach dem Eingang gibt es zwei Kabinen. In der ersten Kabine ist die Designer-Kloschüssel, die an der Wand befestigt ist, randvoll mit brauner Brühe und Papierfahnen gefüllt. Unter im Keller hat James eine winzig kleine Werkstatt. Von dort holt er sich eine Saugglocke, manche nennen es auch Pümpel oder Stampfer, na dieses Ding mit dem Holzgriff und dem dunkelroten Gummistopfen. James taucht diese Gerät gekonnt in die Kloschüssel. Er macht kurze Auf- und Abbewegungen. Aufeinmal und plötzlich, so schnell kann James gar nicht schauen, ist die braune Flüßigkeit verschwunden. James spült nach. Erleichtert bringt James sein Werkzeug wieder zurück in die Werkstatt. Frau Blinzeltreu ist erleichtet. Sie ist wirklich froh darüber, dass sie James hat. Claudia und James kümmern sich nun um die Außenanlage der Kuckucksuhren-Vertriebsgesellschaft Mittelbaden. James fegt gerade die Eingangstreppe, während Claudia auf dem Parkplatz das herumliegende Papier einsammelt, ruft die Rezeptionistin Edeltraud Bleibdraußen nach ihnen: "Im Klo hätte es gekracht!" Claudia eilt ins Damenklo. Vor der Kabine ist eine riesige Wasserlache. Es öffnet sich die Kabinentüre. Frau Verena Wackelpudding steht in einer riesigen Lache mit Wasser, Papierfahnen und Scherben. "Wo ist den das Klo?", denkt Claudia. In der Wand sieht man zwei Dübellöcher und Reste der Silikonumrandung. Die Kloschüssel liegt in Scherben aufgeteilt am Boden.Verena Wackelpudding aus dem Kuckucksuhrenlagerverkauf ist wie am Boden zerstört. Claudia nimmt Verena am Arm. Mit James Auto bringt Claudia schließlich Verena nach Hause. Für heute hat sie auf jeden Fall die Nase voll. James, wenn auch ungern, sammelt nun die Porzellanteile der Kloschüssel ein, putzt das Klo gründlich und bestellt den Installateur, wegen einer neuen Kloschüssel. Verena Wackelpudding wohnt im Kuhläger in Zell-Weierbach. Vom Vater hat sie dort ein Haus am Berghang. Verena hat den Namen von ihrem Mann Manfred Wackelpudding. Er ist Installateur, hat einen kleinen Bierbauch und ist bei der Feuerwehr. Verena zählt zu den gewichtigeren Leuten und nimmt den Namen Wackelpudding mit Humor. Verena könnte beim Baden auf das Badehöschen leicht verzichten, denn der überhängende Bauch würde ihre Scham gut bedecken und so vor neugierigen Blicken schützen. Geduscht und in frischer Kleidung serviert Verena den Kaffee. Es gibt den übrigen, selbstgebackenen Kuchen vom Sonntag. Verena lacht wieder. Überhaupt können die beiden über den Vorfall lachen. "Gerade mir muss es passieren",
mosert Verena, "aber weißt was? Ich mach jetzt Diät.
Ich erkläre meinem Speck den Krieg!" James ist immer noch auf dem Gelände der Kuckucksuhren-Vertriebsgesellschaft Mittelbaden. Er hat alles erledigt, was er erledigen konnte. "Wo bleibt denn Claudia. Wir müssen noch zur Wohnanlage in die Hildastraße", denkt James. James wird ungeduldig. Er nimmt sein Händy. Claudia hätte ihn fast vergesssen "Komme gleich - bin bald da", säuselt sie ihm ins Ohr. James wartet nun im Aufenthaltsraum, vor ihm ein duftender Kaffee und eine Tafel Schokolade. Maria Danner vom "Export" leistet Gesellschaft. Sie berichtet ihm die Kommentare, die einige Mitarbeiter bezüglich Verena und Damenklo losließen, denn es hatte sich schnell herum gesprochen. Es gab keine, die ihre Lachmuskeln, wie bei einem guten Witz, unterdrücken konnte! Prof. Hubertus Häberle, vom Institut für Gliederfüssler, Wirbeltiere und bayerische Rautenfische, der den Bestseller "Der Rautenfisch" schrieb, hat sich schon Gedanken bezüglich eines gesunden Abnehmens gemacht. Zum Dienst für das Wohl des Menschen widmete Prof. Hubertus Häberle viele seiner Jahre! Ja Abnehmpillen taugen nichts für das "Abnehmen“, schreibt er in seinem Buch: "Dünner werden ohne Beschwerden". Auch Diäten sind für die Katz. Essen sie viel Gemüse und Fisch. Sie können alles essen, nur ausgewogen muss es sein, Vitaminreich und mit reichlich Mineralien. Wenig Schokolade und Süßigkeiten. Und trinken sie genügend Wasser, damit der Körper die überflüssigen Stoffe gut ausscheiden kann. Zwei bis drei Liter pro Tag. Wasser ist durch Bier und Wein nicht zu ersetzen! Auch wenn sie ein Bier trinken, trinken sie trotzdem zwei bis drei Liter Wasser am Tag. Dazu treiben sie täglich eine halbe Stunde Sport. Bald tauchen Claudia und Verena im Aufenthaltsraum der Kuckucksuhren-Vertriebsgesellschaft Mittelbaden auf. James ist nicht alleine. Wie ein Gockel sitzt er zwischen den vielen Damen und hört sich die Witze bezüglich der "Dicken" an. Frau Emma Luchner, Margit Siefere, Frau Inge Sengnessel, Maria Oberdorfer, fast die gesamte Mannschaft sitzt beisammen."Wir machen das Abnehmprogramm von Prof. Hubertus Häberle", schmeißt Claudia in die Runde und berichtet über das Buch "Dünner werden ohne Beschwerden" "Da mach ich auch mit", hört man aus der Runde. Nur James hält sich distanziert: "Wie sehe ich denn ohne Bauch aus? Nee, solange mir mein Bauch nicht über den Hosengürtel hängt, mache ich nichts!" Die Frauen sind sich einig. Einmal pro Woche wollen sie sich im Fitnesscenter und an zwei Abenden am Stadtwaldrand treffen. Walter Onemus, ein Rentner aus Schutterwald, sitzt gemütlich auf einer Bank am Waldrand am Schutterwälder Baggersee und stopft genüsslich seine Pfeife. Er zündet die Pfeife mit einem Spezialfeuerzeug an. Mit dem Pfeifenstopfer drückt er die Pfeifenfüllung leicht nach. Wie der Tabak duftet und dazu die herrliche Ruhe. Leicht rauschen die Blätter und aus der Ferne hört man ein leises "Tick.-Tack....Tick..Tack...Tick...“ in einem gleichmäßigen Rhythmus Walter denkt zunächst an Kuckucksuhren. Aber das können keine Schwarzwalduhren sein. Im Wald gibt es keine Kuckucksuhren und dass jemand mit einer Kuckucksuhr spazieren geht, kann er sich auch nicht vorstellen. Das Tick-Tacken wird immer lauter. Weil es ja um diese Uhrzeit noch dunkel ist, kann er die wandelnden "Kucksuhren" nicht sehen. Aber bald entdeckt er Umrisse einer Gruppe Tick-Tackler (Nordic Walking Betreibender) die rhythmisch ticktackend allmählich immer näher kommen. "Tick-Tack,Tick-Tack, Tick-Tack...," "Wie kann man so einen Krach mit Skistecken veranstalten", denkt jetzt der Walter, "...die Menschheit wird immer blöder!" Voran ticktackelt Verena Wackelpudding. Hinter ihr folgen die restlichen Damen der Kuckucksuhren Vertriebsgesellschaft Mittelbaden und Claudia. "Guete Owe" (Guten Abend) ruft es im Chor zum Walter. Aber der Walter bekommt vor lauter Staunen seinen Mund nicht mehr auf. Die Pfeife qualmt wie eine Lokomotive und Walter schüttelt nur noch den Kopf. Die Damen kennen ihren Weg. Rhythmisch und im Gleichschritt geht es am Baggersee vorbei. An der nächsten Kreuzung geht es nach rechts. Nach einer Weile wieder nach rechts und schließlich kommen sie am Parkplatz am Stadtwaldrand zu ihren Autos. "Und morgen Abend machen wir im Fitnessstudio weiter", tönt es bei den Damen einstimming. Man verabschiedet sich und Claudia fährt nach Hause nach Käfersberg, wo James gerade im Internet herumsurft!. 11.02.2007
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